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eingestellt am 18.12.2019 von Matthias Kunert (QM Johannstadt), zuletzt geändert am 09.07.2020

Porträt von Mirjam Schneider, 2019

Dresdnerin sein bedeutet für mich, nicht allein zu sein, sondern viele nette Menschen in dieser schönen Stadt um mich zu haben.

براى من درزدن زيباس چون اينجا خوانوادهاى خوبرفغان است اطرافم و تنهايم را نميفهمم.

Quelle: Aleksandra Zvereva

Vor drei Jahren bin ich zusammen mit meinen zwei Söhnen, meiner Tochter, deren Ehemann und meinen Enkeln aus Afghanistan gekommen. Der Weg nach Deutschland war sehr schwer. Auf unserem Weg hat es oft geregnet und ich war krank, hatte Nieren- und Fußschmerzen. Einen Monat lang waren wir unterwegs: Von Afghanistan in den Iran, dann in die Türkei, von dort aus mit dem Boot nach Griechenland. Meine Familie und ich waren zusammen mit 40 anderen Leuten auf einem kleinen Boot. Es ging kaputt und die Polizei musste uns mit einem großen Schiff abholen. In Deutschland angekommen, war ich 14 Tage lang in Hof. Dann wurde ich nach Dresden gebracht. Als ich in Dresden ankam, war ich zunächst fünf Monate in einem Camp. Danach habe ich mit vier anderen Familien eine Wohnung bekommen. Drei Monate später habe ich dann eine eigene Wohnung Richtung Mickten bekommen, wo ich eineinhalb Jahre lang wohnte. Nach einem Wasserschaden in der Wohnung, zog ich in die Johannstadt.

Der Anfang in Dresden war schwierig, weil ich krank war. Nach einer Woche im Camp, kam ich für einen Monat zur Untersuchung ins Krankenhaus, da ich starke Schmerzen in der Brust hatte. Zum Glück war es nichts allzu Schlimmes. Ich hatte mit Depressionen zu kämpfen und war zusätzlich in psychologischer Behandlung. Bei der Ärztin wurde mir die Adresse des Johannstädter Kulturtreffs gegeben. Ich verbrachte dort am Anfang viel Zeit, weil ich noch keinen Aufenthaltstitel hatte, weshalb ich keinen Sprachkurs besuchen konnte. Jetzt kenne ich die meisten Leute dort, komme zum Stricken, zum Frauentreff, zum Eltern-Kind-Treff „MOSAIK“ und ins Café Halva. Nachdem mein Aufenthaltstitel nun verlängert wurde, habe ich mich bei einem Sprachkurs angemeldet.

Mittlerweile habe ich hier in Dresden ein gutes Leben.  Ich durfte viele gute und nette deutsche Leute kennenlernen, die sehr hilfsbereit sind, und schätze mich glücklich. Natürlich gibt es auch Leute, die weniger nett sind, aber ich habe den Eindruck, die netten überwiegen.

Die Johannstadt ist für mich der beste Platz in Dresden. Da gibt es viele nette Leute und alles ist in meiner Nähe: Geschäfte, aber auch andere afghanische Familien und der Kulturtreff, in dem ich mich mit vielen anderen Frauen treffen, mit ihnen sprechen und mich ablenken kann. Es hilft mir dabei, meine Traurigkeit und Despressionen zu überwinden und besser durch den Tag zu kommen.

Das Porträt entstand als Teil des Projektes “Frauen* im Dialog – Geschlechtergerechtigkeit in der Migrationsgesellschaft” des Genderkompetenzzentrums Sachsen sowie des Ausländerrats Dresden e.V. und wurde finanziert durch Aktion Mensch, LHP Dresden, die Landeshauptstadt Dresden / Amt für Kultur und Denkmalschutz und Spenden. Für den Inhalt ist die Autorin verantwortlich.